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Nach zehn Jahren Engagement im Umfeld von Verlust und Trauer waren meine Ressourcen verbraucht.

Fehlende innere Abgrenzung in der Rolle des Krisen-Begleiters, betriebliche Rahmenbedingungen, die kaum Regeneration zuließen sowie starke Verlustängste nach den Geburten unserer Kinder, führten mich zunächst in Burnouts und schließlich in die Depression.

Ich rauschte drei Mal in den Prozess des Burnouts und hatte keinen Plan, wer mir hätte helfen können.

Und nachdem mich zwei Burnouts innerhalb von drei Jahren jeweils in die Krankheit der Depression hatten abgleiten lassen und ich mich beide Male mit großer emotionaler Kraft selbst aus der Empfindungslosigkeit herausgearbeitet hatte, suchte ich mir einen Coach.

Ich war skeptisch, ob mir jemand „von Außen“ würde helfen können.

Aus heutiger Sicht weiß ich, dass mir mein damaliger Coach die richtigen Fragen zur richtigen Zeit stellte und einen „Selbstheilungsprozess“ in Gang setzte.

Als ich Mitte der 2000er am Anfang meines drittes Burnouts stand und die Vielzahl meiner diffusen Gedanken nicht mehr sortiert bekam, durchbrach ich die Abwärtsspirale.

Ich setzte mich Nachts an den Schreibtisch und malte mehrere Kreise auf ein leeres Blatt Papier. Ich schrieb die Themen, die mir im Kopf herumschwirrten und mich an einem regenerierenden Schlaf hinderten, in die Kreise hinein.

Unter anderem stand ich als Trainer eines Basketballteams kurz vor dem Aufstieg in die Regionalliga und hatte ein Motorrad in der Garage stehen, dass ich mir zwar finanziell erlauben, aber aufgrund fehlender Freizeit nicht benutzen konnte. Darüberhinaus hatte ich gerade einen jungen Vater nach einem Motorradunfall bestattet, dessen zwei Söhne exakt die gleichen Namen hatten wie meine.

Ich strich insgesamt drei Kreise durch, kündigte meinen Trainervertrag, bot mein Motorrad zum Verkauf an und traf, auch in Bezug auf eine weitere Thematik, an die ich mich nicht mehr erinnere, die aktive Entscheidung, mich zu lösen.

Ich spürte sofort ein Gefühl der Erleichterung.

Damals war es ein intuitives Handeln auf der Basis meiner Supervisionsgespräche. Heute weiß ich um den Aspekt von „self efficacy“, der Selbstwirksamkeit eines Alfred Bandura. Ich hatte unbewußt den „Kreislauf der Veränderung“ in Gang gesetzt, mich zurück ins Leben katapultiert und viel posttraumatisches Wachstum erfahren.

Du beginnst, mehr oder weniger bewusst, jeden Tag in dem Konflikt, leben zu wollen aber sterblich zu sein – nichts und niemanden verlieren zu wollen aber immer wieder das Gegenteil zu erleben. Dieses Prinzip der Natur werde ich für keinen Menschen dieser Welt ändern können.

Auch nicht für Dich.

Was ich für Dich tun kann, ist Dich zum Handeln zu ermutigen.
Zu handeln, um Deine Abwärtsspirale abzubremsen.
Zu handeln, um zu verstehen, was gerade mit Dir passiert.
Zu Handeln, um Dich zurück ins Leben zu katapultieren.

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